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Be part of the art

Patricia Andrade

Fotografin aus London, UK

Die Straßenfotografin Patricia Andrade lebt in London und verlässt ihr kleines Reihenhaus nie ohne ihre Kamera. „Snapper“ nennen sie die Menschen ihres Viertels. Ihre Fotos sind monochrom, mit hoher Schwärze. Wir trafen eine fröhliche, aufgeschlossene Patricia.

 
„Mein Leben ist eine Reise. Ich möchte jedes Stück davon fotografieren.“

Videoporträt

Impressionen

 

Alle Fotografien von Sigrun Strangmann, www.sigrunstrangmann.com

Interview

Patricia, seit wann lebst du in London und was hat dich hierher gebracht?

Ich komme ursprünglich von Madeira. Es war nicht meine Entscheidung, nach London zu kommen. Es musste getan werden und es hat eine Weile gedauert, sich daran zu gewöhnen, aber jetzt ist es in Ordnung und ich mag es. Ich bin 36 Jahre alt. Ich kam 1997 hierher. Ich habe aufgehört, zu zählen, wie viele Jahre ich hier bin, ich gehöre jetzt irgendwie hierher. Wenn ich weg war und zurück nach London komme, fühlt es sich an wie nach Hause kommen.

Du lebst im Westen Londons, aber verbringst die meiste Zeit im Osten, richtig?

Ich gehe immer dahin, wo die Dinge passieren. Und das ist im Osten. Das ist, wo die meisten meiner Künstlerfreunde leben. Ich verbringe Zeit mit ihnen und lerne von ihnen und versuche, mich von ihnen inspirieren zu lassen.

Wenn du rausgehst, nimmst du deine Kamera mit?

Immer. Man könnte etwas verpassen, wenn nicht.

Was fotografierst du, wenn du rausgehst?

Ich beginne mit den Zügen. Manchmal, wenn ich schon Bilder von den Bahnstationen gemacht habe, an denen ich vorbeikomme, nehme ich eine andere Route, um mein Ziel zu erreichen.

Und manchmal machst du auch Bilder von Menschen, die du triffst.

Kommt auf die Stimmung an. Wenn ich nicht in guter Stimmung bin, mache ich meine Bilder sehr schnell, fast wütend. Wenn ich gut gelaunt bin, nehme ich mir Zeit, setze mich und schaue die Leute an, die vorübergehen, denn man sieht immer eine lustige Person. Wenn das passiert, muss man abdrücken, denn sie sind anders, sie haben etwas an sich. Man muss sehr vorsichtig sein, denn manche Leute mögen das nicht. Man muss Risiken eingehen.

Hast du eine besondere Art, auf diese Menschen zuzugehen?

Ich kann sehr frech sein, ja. Manchmal brauche ich nicht mit ihnen zu reden, ich kann einfach meine Kamera halten, während ich gehe, und abdrücken. Man darf nicht stehen bleiben, denn wenn man stehen bleibt, bemerken die Leute, dass man ein Foto macht. Aber wenn man geht, kein Problem. Besonders in London schaut dich keiner an. Man ist unsichtbar. Es ist einfach. Aber wenn die Leute einen anschauen und es sie stört, muss man das respektieren. Aber die meiste Zeit stört es sie nicht. Und wenn man lächelt, ist es okay. Und manchmal kann man sogar Leute treffen und eine Stunde oder zwei mit ihnen verbringen, es ist fantastisch! Das passiert häufig.

Du lernst Leute kennen, weil du Fotos von ihnen machst?

Die meisten Leute, die ich kenne, habe ich durch meine Arbeit kennengelernt. Ich treffe so viele Leute und manche werden richtig gute Freunde. Manche haben tolle Geschichten. Besonders wenn sie Künstler sind. Wenn einer Bilder auf der Straße malt, folge ich ihm und mache Fotos davon. Ich liebe es. Ich treffe immer Menschen und das führt mich zu anderen Dingen.

Warum sind all deine Bilder schwarz-weiß?

Es gibt einen Grund, warum ich überhaupt zu fotografieren anfing. Meine Mutter und mein Vater haben nicht ein einziges Bild von ihrer Hochzeit oder von mir als Baby. Ich finde das sehr seltsam. Also denke ich, der Drang, jeden Moment meines Tages zu fotografieren, kommt daher, dass ich nichts vom Anfang meines Lebens habe. Schwarz-Weiß kam, weil mein Vater einen Schwarz-weiß-Fernseher hatte. Ich denke, das ist die einzige Erklärung. Ich hatte immer diese Leidenschaft für Schwarz-Weiß. Jemand hat mir letztens mal gesagt, dass meine Bilder sehr, sehr dunkel werden. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.

Sie haben in der Tat eine tiefe Schwärze. Wie kam es dazu?

Ich weiß nicht. Die Leute messen dem unterschiedliche Bedeutung zu. Einsamkeit. Es gibt ein Gefühl der Traurigkeit. Manche Leute sagen, es sei zu dunkel. Sie haben natürlich ein Recht auf ihre Meinung. Ich mag einfach Schwarz-Weiß und das ist die Art, wie ich arbeite. Eines Tages habe ich etwas in meiner Kamera umgestellt und sie begann, schwarz-weiß zu fotografieren. Ich mochte es so sehr, dass ich es nicht zurückstellen wollte.

Benutzt du immer noch dieselbe Kamera?

Ich könnte eine bessere kaufen, aber ich habe mich so an diese gewöhnt, weißt du – wir haben zusammen gelacht, zusammen geweint , wir haben zusammen Leute kennengelernt, es sind die Erinnerungen – sie wird ein Teil von dir. Sie ist wie mein Ehemann. Jemand hat ihr tatsächlich einen Namen gegeben. Meine „Peitsche“. Ja. Das war sehr schockierend.

Die Leute hier sind so gewöhnt an mich mit der Kamera, sie fragen gar nicht mehr, wenn sie mich treffen. Ich habe sogar einen Spitznamen, sie nennen mich „The Snapper“. Es ist zu spät, um das zurückzudrehen. Manchmal ist es kein Leben, denn ich mache andere Sachen außer Fotografieren, ich kann nicht davon allein leben. Und wenn ich andere Dinge tue, um zu überleben, kann ich es kaum erwarten, fertig zu werden, um meine Kamera zu holen, rauszugehen und mein Ding zu machen. Weil ich es liebe. Ich erinnere mich nicht an mein Leben, bevor dies alles anfing. Was traurig ist. Ich schaue kein Fernsehen. Die meiste Zeit bin ich hier und bearbeite die Fotos. Und wenn ich nicht hier bin, wenn ich Freizeit habe, verreise ich und komme mit weiteren 2.000 Fotos zurück. Ich weiß, was ich machen will, und ich muss Wege finden, es zu tun. Ich bin noch nicht mal halb fertig. Bei meiner letzten Ausstellung sagten die Leute „Das ist toll geworden!“ Aber ich sagte nein – es wird ja noch. Das ist noch nicht mal die Hälfte dessen, was ich noch tun will. Ich will die Welt und Orte sehen, das ist der Plan!

Erinnerst du dich an den Moment, als dir bewusst wurde, dass deine Fotografien mehr sind als ein persönliches, privates Hobby?

Meine Fotos sind alle persönlich. Es gab eine Zeit, in der ich nur aus persönlichen Gründen fotografierte, damit ich etwas zu tun hatte und nicht deprimiert zu Hause herumsaß. Aber dann mochte ich es zu sehr. Menschen begannen, meine Fotos zu bemerken, und sie mochten sie. Manche sagen, sie sind manchmal zu privat, aber ich mag das. Ich fotografiere alles.

Was für eine Art Fotografin bist du?

Die Bilder sind so lebendig, dass die Leute, die sie anschauen, das Gefühl bekommen, sie seien tatsächlich dabei. Das sind die Meinungen, die ich bekomme. Ich kann nicht sagen, wie ich meine Arbeit selbst sehe.

Genießt du es manchmal, aufs Land zu reisen, um dem Stadtleben zu entkommen?

Ja! Ich muss hier manchmal raus. Meine Lieblingsreise war bisher Venedig. Das war letztes Jahr, mein dritter Besuch. Als ich zurück hierher kam, war ich schockiert, wie viele Bilder ich gemacht hatte. Bis heute habe ich die Bilder nicht fertig bearbeitet. Was mich besorgt. Sollte ich andere Orte entdecken, die so schön sind wie Venedig, werde ich verrückt. Jemand nannte mich letztens eine „Vivian Maier“. Hast du von Vivian Maier gehört? Sie war ein verrücktes Kindermädchen und eine Fotografin. Bis heute ist sie diejenige, zu der ich am meisten aufblicke. Und wenn man sich ihre Arbeiten anschaut: Es sind die herausragendsten Fotografien. Sie starb, und weil sie keine Familie hatte, wurde ihr Nachlass versteigert, und dieser Junge hat ihn gekauft und all die Fotos entdeckt. Ich nehme an, genau wie ich hat sie das nicht aus einem bestimmten Grund gemacht. Sie liebte es einfach.

Was machst du mit all deinen Fotos?

Gute Frage. Manche bringen mich sehr zum Lachen. Manche nicht. Ich bewahre sie alle auf in Memorysticks und drei Computern. Ich weiß nicht, was ich mit ihnen machen werde. Ich hab keine Ahnung.

Machst du Ausstellungen?

Ich habe bisher zwei gemacht. Was schwierig war, denn ich kann nicht aus meinen Werken auswählen. Ich liebe alles gleich stark. Facebook ist eine gute Sache, denn wenn man dort ein Bild postet, bekommst du eine Idee davon, was die Leute sehen wollen. Ansonsten hätte ich keine Ahnung. Das hat mir also ziemlich geholfen. Ich erinnere mich, als ich meine erste Ausstellung gemacht habe, sagte man mir, ich müsse mich promoten. Jedem von der Ausstellung erzählen und etwas über meine Arbeit erzählen. Aber das konnte ich nicht, also bat ich alle Leute auf Facebook, ob sie etwas über meine Arbeit schreiben könnten. Und viele haben das gemacht und das war toll. Bei der zweiten Ausstellung war es viel einfacher, da wusste ich mehr oder weniger, was zu tun ist. Und es wird eine dritte Ausstellung geben.

Hat auch Musik einen Einfluss auf deine Arbeit?

Ja. Es sind immer ich und meine Musik. Nichts gibt mir mehr Freude, als aus dem Haus zu gehen mit meiner Kamera und meiner Musik. Sehr wichtig, ja.

Was bedeutet dir die Kunst?

Als ich mit all dem anfing, sagte ein sehr guter Freund: Wenn du dich selbst ernst nimmst, wirst du kein Leben haben. Tatsächlich hat man ein Leben, aber man hat kein normales Leben. Kunst ist eine Art der Flucht. Es kann alles sein, aber man lebt für diese Sache und nichts sonst hat Bedeutung. Es bedeutet dir alles. Ich weiß nicht, ob meine Fotografie Kunst genannt wird. Aber ich mag es, wenn Menschen die Dinge anders sehen, so wie sie die Menschen sehen, die nicht auf die normale Weise leben. Und, weißt du, manche Leute sagen, das Leben sei eine Reise. Wenn mein Leben eine Reise ist, möchte ich jedes kleine Stück der Reise fotografieren.

Du machst die Dinge schwarz-weiß, und manchmal spielst du auch mit Perspektive, zum Beispiel mit Fischauge-Linsen. Machst du das, weil du die Art, wie Menschen die Welt sehen, verändern willst?

Ja. Aber nicht nur wie andere Menschen die Welt sehen, auch wie ich die Welt sehe. Das Fischauge verdreht alles etwas. Aber andererseits macht mein Kopf das auch. Wenn sich das in meinen Bildern widerspiegelt, perfekt.

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